Bonsai-Schule - Der Lehrplan
I. Kurs: Grundstufe (zugänglich für jedermann)
1. Einführung in Bonsai
- Theorie: Einführung in Bonsai.
Was ist Bonsai für Andreas Kunath und Wolfgang Klemend.
Auswahl und Vorbereitung der für Bonsai am besten geeigneten Baumarten.
2. Freiaufrechte Stilform (Moyogi)
- Theorie: Freiaufrechte Stilform (Moyogi):
Gewundenheit des Stammes, Eleganz des Entwurfes, Techniken für die Formgebung der Äste.
- Praxis: Einen Bonsai in dieser Stilform gestalten.
3. Kaskaden-Stilform (Kengai)
- Theorie: Die Kaskaden-Stilform (Kengai) und ihre Varianten:
Hankengai (Halbkaskade)
Neagarikengai (Kaskade mit freiliegenden Wurzeln)
Kabukengai (Mehrfachstamm Kaskade)
u.a.
- Praxis: Einen Bonsai in dieser Stilform gestalten.
4. Ausblick
- Theorie: Einführung in den 2. Kurs.
Ratschläge hinsichtlich des passenden Materials, das für diesen Kurs mitzubringen ist.
- Praxis: Freie Gestaltung
II. Kurs: Grundstufe
1. Die Nadelbäume
- Theorie: Was ist ein Nadelbaum?
Unterschiede zwischen den einzelnen Gattungen.
Wie lassen sich die Besonderheiten der einzelnen Arten hervorheben?
Wie, wann und warum wird bei den Nadelbäumen der Draht angebracht?
2. Das Anbringen des Drahts
- Praxis: Ein Nadelbaum wird gestaltet oder neu geformt: Freie Wahl des Kursteilnehmers.
3. Streng aufrechte Stilform (Chokkan)
- Theorie: Erklärung der Stilform und ihrer Varianten, Stellung und Länge der Äste.
- Praxis: Gestaltung eines Bonsai in dieser Stilform.
4. Doppelstamm-Stilform (Sookan) und Dreifach-Stilform (Sankan)
- Theorie: Erklärung der Stilformen mit all ihren Varianten:
Sookan mit zusammengerückten Stämmen, Sookan mit Kind, „schwimmender“ Sookan,
„springender“ Sookan, Sankan und seine Formen.
Abmessungen der Stämme, Verhältnis zwischen Höhe und Durchmesser der Stämme.
- Praxis: Gestaltung eines Bonsai in dieser Stilform.
III. Kurs: Grundstufe
1. Die Laubbäume
- Theorie: Besonderheiten der einzelnen Arten, deren Eleganz, die Astbildung und das Anbringen des Drahts.
- Praxis: Gestaltung oder Neugestaltung eines Laubbaums: Freie Wahl des Kursteilnehmers.
2. Windgepeitschte Stilform (Fukinagashi)
- Theorie: Die Naturkraft, die in dieser Stilform eingefangen ist.
Die Stellung der Äste.
3. Stilform mit mehren Stämmen
- Theorie: Floßform (Ikadabuki)
Mehrfachstamm (Kabudaki)
Stilform mit verschlungenen Wurzeln (Nezuranari)
Besonderheiten dieser Stilformen und die Techniken, die dafür angewendet werden müssen.
- Praxis: Gestaltung eines Bonsai in einer dieser Stilformen.
IV. Kurs: Grundstufe
1. Das Umtopfen
- Theorie: Techniken und Zeitpunkt für das Umtopfen.
Unterschiede zwischen Nadel- und Laubbäumen.
Praxis
: Umtopfen eines Nadelbaums oder eines Laubbaums.
2. Shohin-Bonsai und deren Präsentation
- Theorie: Techniken für die Gestaltung der Shohin-Bonsai.
Geeignete Arten und Schalen.
Ratschläge für die Präsentation.
- Praxis: Arbeit an einigen Shohin-Bonsai.
3. Felsenpflanzung (Ishizuki)
- Theorie: Techniken für die Gestaltung eines Ishizuki.
- Praxis: Gestaltung eines Ishizuki.
Die Themen werden an zwei Tagen behandelt: am ersten und am dritten Tag. Am zweiten Tag finden die Prüfungen statt.
Prüfung zum Aufstieg in die Mittelstufe
Die Prüfung sieht eine einzige Aufgabe vor. Diese besteht darin, in einer der erlernten Stilformen einen Bonsai zu gestalten.
Jeder Prüfungskandidat muss das Rohmaterial, das er bearbeiten will, sowie alles, was er dazu braucht, selbst mitbringen.
Der Meister wird folgendes bewerten: Die Wahl der Vorderseite, die Gestaltung des Stamms, das Beschneiden der Äste, das Anbringen des Drahts usw.
V. Kurs: Mittelstufe
1. Mochikomi an Nadel- und Laubbäumen, Neugestaltung eines Bonsai
- Theorie: Pflegearbeiten, Beschneiden, Pinzieren, Neugestaltung (Mochikomi).
- Praxis: Neugestaltung eines Bonsai, der in einem der vorhergehenden Kurse gestaltet wurde.
2. Blühende Bonsai
- Theorie: Verschiedene Gattungen, deren Gestaltung, Stilformen, Anbringen des Drahts.
- Praxis: Umtopfen und Kombination mit der Schale.
3. Azaleen-Bonsai
- Theorie: Die als Bonsai gestaltete Azalee.
Die verschiedenen Arten, die sich für die Gestaltung als Bonsai eignen, das Anbringen des Drahts sowie die Harmonie mit der Schale.
- Praxis: Bearbeitung einer Azalee.
4. Fruchtende Bonsai
- Theorie: Gattungen der Obstbäume, Fruchten, Beschneiden der äste, Substrat, Düngung, Stilform, Harmonie mit der Schale.
- Praxis: Bearbeitung eines fruchtenden Bonsai.
VI. oder VII. Kurs: Mittelstufe
Frühjahrskurs
1. Beipflanzen
- Theorie: Die besonderen Merkmale der Gattungen: Blüte, Blätter, Früchte, Moose und Farne. Die Möglichkeiten der Präsentation in den verschiedenen Jahreszeiten. Das Hervorheben des Bonsai durch die Verwendung der geeigneten Gräser. Komponieren: Eine einzige Art, gemischt mit verschiedenen Arten. Gefäß: Passende Form und Farbe.
- Praxis: Kompositionen verschiedener Gräser mit Umtopfen. Der Meister empfiehlt, verschiedene Gattungen von Gräsern, Moosen, Flechten und Bergblumen mitzubringen, damit Kompositionen gemacht werden können. Außerdem wird geraten, kleine ovale und runde Schalen in verschiedenen Formen mitzubringen; auch kleine Steinplatten können von Nutzen sein.
2. Waldform
- Theorie: Die Waldform.
- Praxis: Gestaltung eines Waldes.
3. Mochikomi
- Theorie: Pfropfung, Ableger und Stecklinge. Techniken zur Verbesserung des Nebari.
- Praxis: Neugestaltung eines Bonsai, der schon in einem der vorhergehenden Kurse bearbeitet wurde.
4. Tanbahoo
- Theorie: Wie und wann kann man Tanbahoo anwenden?
- Praxis: Tanbahoo an einer Kiefer
VI. oder VII. Kurs: Mittelstufe
Herbstkurs
1. Der künstlerische Aspekt an Bonsai
2. Der Chinawacholder (Shinpaku)
- Theorie: Die Techniken, um einen Chinawacholder mit Jin und Shari zu bearbeiten.
- Praxis: Bearbeiten eines Wacholders.
4. Mädchenkiefer
- Theorie: Theorie über Kiefern, besonders der Mädchenkiefer.
- Praxis: Gestaltung oder Neugestaltung einer Kiefer.
4. Mochikomi
- Theorie: Mochikomi und die Verwirklichung des „individuellen Bonsaistiles“.
- Praxis: Neugestaltung eines bereits bearbeiteten Bonsai.
VIII. Kurs: Mittelstufe
1. Wabi und Sabi
- Theorie: Wabi und Sabi.
- Praxis: Umstrukturierung eines eigenen Bonsai.
2. Literaten-Stilform (Bunjin)
- Theorie: Die Literaten-Stilform und das nötige Material zu ihrer Verwirklichung.
- Praxis: Gestaltung eines Bonsai in dieser Stilform.
3. Die Wahl der Schale
- Theorie: Wie wählt man die am besten geeignete Schale für jeden einzelnen Bonsai?
Die Prüfung findet am zweiten Tag und in der ersten Hälfte des dritten Tages statt. Am ersten Tag werden die Themen behandelt und am dritten die Prüfungen abgeschlossen.
Prüfung zum Aufstieg in die Oberstufe
Zwei Prüfungsaufgaben (anderthalb Tage):
1. Gestaltung einer Pflanze zu einem Bonsai in einer der in den Kursen erlernten Stilformen.
2. Präsentation im Tokonoma, mit einem in den vorhergehenden Kursen gestalteten Bonsai, der schon in einer passenden Schale gepflanzt wurde.
Der Meister wird bewerten: Die Wahl des Materials, die Wahl der Schale, den Ausdruck der Jahreszeit, die Gesamtharmonie.
Jeder Kandidat hat das gesamte Material für die beiden Prüfungsaufgaben mitzubringen. (Wichtig: Der Schüler muss auch das Tischchen und die Beipflanzen mitbringen.)
IX. Kurs: Oberstufe
1. Pinzieren und Beschneiden der Ahorne und anderer Laubbäume
- Theorie: Pinzieren, Beschneiden, Entlauben der Ahorne und anderer Laubbäume.
Pflege im allgemeinen (Mochikomi).
- Praxis: Neugestaltung eines Laubbaums.
2. Jahreszeitliche Arbeiten
- Theorie: Arbeiten und Pflege bei Kiefern und Nadelbäumen in den eEinzelnen Jahreszeiten. Pflege im allgemeinen (Mochikomi).
- Praxis: Neugestaltung eines Nadelbaums.
3. Wiederholung des Tanbahoo
4. Freies Programm
- Praxis: Ein ganzer Arbeitstag mit freiem Programm. Jeder Schüler kann, nach seinem Wunsch, gestalten oder auch nur dem Meister einige Bonsai zeigen, um sich beraten zu lassen; der Größe und Anzahl der Bäumchen sind keine Grenzen gesetzt.
X. Kurs: Oberstufe
1. Fortgeschrittene Techniken
- Theorie: Fortgeschrittene Techniken für das Mochikomi.
Wie dicke Stämme zu biegen sind.
- Praxis: Neugestaltung und Mochikomi eines oder mehrerer Bonsai.
2. Stilformen
- Theorie: Besondere Stilformen auf hohem Niveau. Ishizuki.
- Praxis: Gestaltung eines Ishizuki.
3. Präsentation des Bonsai
- Theorie: Präsentation – Tokonoma – Shohin – Tischchen – Beipflanzen.
- Praxis: Neugestaltung und Mochikomi eines oder mehrerer Bonsai.
4. Shohin Bonsai
- Theorie: Wie man sie präsentiert, damit sie zur Geltung kommen.
- Praxis: Die Schüler müssen mit einem ihrer Bonsai ein Tokonoma schmücken. Es wird geraten, alles mitzubringen, was man für die Präsentation braucht: Tischchen, Beipflanzen, Tenpai, Rollbild, Suiseki.
XI. Kurs: Oberstufe
1. Die Schönheit der Leere
- Theorie: Das richtige Gleichgewicht zwischen Fülle und Leere.
- Praxis: Neugestaltung eines Nadelbaums.
2. Besondere Stilform auf hohem Niveau: Bunjin
- Theorie: Vertiefung der Literaten-Stilform.
- Praxis: Bearbeitung eines Bonsai in der Bunjin-Stilform.
3. Entlaubung der Laubbäume
- Theorie: Fortgeschrittene Techniken für die Mochikomi, Entlaubung und Beschneiden der Laubbäume.
- Praxis: Mochikomi von zwei oder mehreren Laubbäumen je nach Wunsch des Kursteilnehmers.
XII. Kurs: Oberstufe
1. Die Umgestaltung
- Theorie: Die Umgestaltung eines alten Bonsai.
- Praxis: Umgestalten eines Bonsai.
2. Die Präsentation
- Theorie: Wiederholung über Präsentation, Tokonoma, Shohin.
Am zweiten Tag und in der ersten Hälfte des dritten Tages finden die Prüfungen statt. Die Themen werden am ersten Tag behandelt und am dritten die Prüfungen abgeschlossen.
Prüfung
Die Prüfung besteht aus drei Aufgaben, die in anderthalb Tagen zu bewältigen sind.
1. Schriftliche Arbeit: „Was bedeutet Bonsai für mich?“
2. Gestaltung oder Umgestaltung eines Bonsai in die vom Schüler bevorzugte Stilform.
3. Präsentation im Tokonoma.
Die erste Aufgabe (2 bis 3 maschinengeschriebene Seiten) muss mindestens zwei Monate vor Beginn der Prüfung ans Sekretariat geschickt werden.
Die zweite Aufgabe besteht in der Bearbeitung eines oder zwei Bonsai (je nach Schwierigkeitsgrad und/oder Ausmaß) in der vom Kandidaten bevorzugten Stilform. Der Meister wird bewerten: Die geeignete Wahl des Materials für die gewählte Stilform, das Anbringen des Drahtes, die Gestaltung des Bonsai.
Die dritte Aufgabe besteht in der Bestückung eines Tokonoma mit einem Bonsai, der schon seine endgültige Form hat und in die passende Schale gepflanzt ist. Dabei ist zu verwenden: Tisch, Beipflanze, Suiseki und alles, was der Kandidat für nötig erachtet. Der Meister wird bewerten: Die Richtung des Bonsai, die Beipflanze, die Schale, die Art der Präsentation, die Gesamtharmonie.
Die Kursteilnehmer müssen alle Materialien für die Präsentation selbst mitbringen, denn sie werden alle gleichzeitig in demselben Ausstellungsraum arbeiten.